... und nicht auch andere Menschen, die nicht Geistliche oder Ordensleute sind? Ehepaare? Mütter? Väter?“ So lautete eine Frage im ökumenischen Seniorenkreis im Gemeindehaus in Böfingen. Ich hatte über die Heiligsprechung der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. gesprochen. Was sie für die Kirche und für die Welt geleistet haben. Johannes XXIII., der Papa buono, er hat das Zweite Vatikanische Konzil einberufen und damit die Fenster der Kirche weit geöffnet, für die moderne Welt. Johannes Paul II., er hat wesentlich dazu beigetragen, dass der eiserne Vorhang in Europa gefallen ist. Freiheit, Demokratie, Menschenrechte für die Völker Osteuropas. Er hat die Weltjugendtage begründet und den Dialog gesucht mit Gläubigen anderer Konfessionen und Religionen. Dass er sein Amt bis zuletzt ausgeübt hat, trotz seines schweren Leidens, das hat viele tief beeindruckt. Zwei heilige Päpste. Dann kam die oben genannte Frage. „Sind nur Päpste heilig?“ Die Frage ist berechtigt. Heilige. Vorbildliche Christen. Das sind nicht nur Päpste, Bischöfe, Priester, Ordensmänner und –frauen, sondern auch Männer und Frauen, die als Väter und Mütter, als Eheleute, als Menschen in weltlichen Berufen und Diensten Großartiges leisten. Sie werden in der Kirche viel zu wenig gewürdigt. Zumindest, wenn es um die Anerkennung als Selige oder Heilige geht. Dann kam aus dem Seniorenkreis eine weitere, bemerkenswerte Antwort: „Maria und Josef.“ Weder Priester noch Ordensfrau, und doch ganz oben im Heiligenkalender.
Heilige und Heiligsprechung. Wozu? Es gibt vorbildliche Christen. Mutter Teresa zum Beispiel. Oder Pater Rupert Mayer. Nach ihrem Tod haben Gläubige das Bedürfnis, an sie zu erinnern, sie zu verehren. Damit nicht irrtümlich Personen verehrt werden, die es nicht verdient haben, prüft die Kirche, ob das Leben der mutmaßlichen Heiligen mit dem Evangelium übereinstimmt. Dann brauchen wir noch ein Wunder. Wozu? Um sicher zu sein, dass der Heilige bei Gott im Himmel ist. Christen beten füreinander. Kirche ist Gebetsgemeinschaft. Diese endet nicht mit dem Tod. Ein unheilbar Kranker bittet einen Christen, der schon gestorben ist, um sein Gebet für die Heilung. Der Kranke wird gesund. Ärzte untersuchen den Fall und können die Heilung medizinisch nicht erklären. Die Kirche deutet dieses Ereignis als Wunder. Der mutmaßliche Heilige hat im Himmel für die Heilung gebetet und sein Gebet ist von Gott erhört worden. Heilige. Sie sind Fürsprecher bei Gott und Vorbilder christlichen Glaubens. Für uns.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner