Am 29. Juni 2025
Im Heiligen Jahr 2000, vor 25 Jahren, bin ich mit einer Gruppe Ministranten nach Rom gefahren, mit dem Rad, von meiner damaligen Pfarrei aus, Leutkirch im Allgäu, durch die Schweiz, über den Splügenpass, durch die Po-Ebene, über den Apennin, durch die Toskana. Wir waren Sieben auf dem Rad und Zwei im Begleitfahrzeug. Neun Tage haben wir dafür gebraucht. In Rom hatten wir Zimmer vorbestellt, in einem kirchlichen Gästehaus. Für den Weg nach Rom hatten wir keine Zimmer reserviert. Wir sind einfach losgefahren. Das ist leichtsinnig. Das ist verantwortungslos. So könnte man sagen. Neun Personen unterwegs, sie wissen nicht, wo sie heute Nacht schlafen werden. Man könnte auch sagen: Das ist Vertrauen, Vertrauen in die Menschen und Vertrauen in Gott. Dieses Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Wir haben jeden Abend ein Bett bekommen, etwas zu essen und zu trinken. Einmal allerdings, in der Toskana, da war es richtig knapp. Es wurde schon dunkel und wir hatten immer noch nichts. Dann bekamen wir einen Tipp. In der Nähe gibt es eine Ferienanlage, Agroturismo, so eine Art Urlaub auf dem Bauernhof. Wir sind hingeradelt. Zwei Ferienhäuschen waren noch frei, für uns. Es gab etwas zu essen und einen Swimming Pool zum Abkühlen, sehr zur Freude der Minis. Vertrauen in die Menschen und Vertrauen in Gott, das haben auch Jesus und seine Jünger. Heute im Evangelium ist davon die Rede. Sie ziehen einfach los, zu Fuß. Sie verkünden das Evangelium vom Reich Gottes. Sie tun den Menschen Gutes. Sie wissen nicht, wo sie am Abend ankommen werden, wo sie in dieser Nacht schlafen werden. Sie vertrauen einfach. Sie vertrauen den Menschen und Gott. Sie bekommen unterwegs etwas zu essen und zu trinken. Sie bekommen abends etwas zu essen und zu trinken und ein Dach über dem Kopf. Das funktioniert, fast immer. Einmal allerdings klappt es nicht. Sie werden abgewiesen. Sie bekommen nichts. Man nimmt sie nicht auf. Das geschieht in einem samaritischen Dorf. Samariter und Israeliten sind Feinde. Samariter gehen nicht in den Tempel in Jerusalem, sie haben ihren eigenen. Als sie hören, Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, da werden er und seine Jünger abgewiesen. In diesem Fall sind die Samariter einmal nicht barmherzig, sondern unbarmherzig. Diesmal kennen sie keine Gnade. Die Reaktion folgt auf dem Fuß. Zwei Jünger, Jakobus und Johannes, sie rasten aus. Sie wollen befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und die Samariter vernichtet. Feuer vom Himmel, das Menschen vernichtet, das erleben wir im Heiligen Land bis in unsere Zeit. Jesus bezieht Position dagegen. Er weist die zwei Jünger zurecht. Seine Botschaft lautet nicht: Feuer vom Himmel, das Menschen vernichtet. Seine Botschaft lautet: Vertrauen in die Menschen und Vertrauen in Gott. Nur das hilft. Vertrauen in die Menschen und Vertrauen in Gott. Wie halten wir es damit? Machen wir uns nur dann auf den Weg, wenn alles minutiös geplant ist, vorbestellt, abgesichert? Vertrauen ist gut, Planung ist besser? Kontrolle ist besser? Oder haben wir den Mut zu vertrauen, auf die Menschen, auf Gott? Vor 25 Jahren sind wir gut und wohlbehalten in Rom angekommen. Bei der Audienz auf dem Petersplatz saßen wir nur wenige Meter von Papst Johannes Paul entfernt. In seiner Ansprache hat er uns begrüßt. Einige Tage später standen wir im Osservatore Romano. Unser Vertrauen wurde belohnt. Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
Vers zum Hochfest der Apostel Petrus und Paulus
Wir wollen Jesus folgen, er geht uns ja voraus.
Er kennt und führt uns Wege zu seines Vaters Haus.
Text des Kehrverses: Markus 1, 15
Musik: Jacques Berthier GL Nr. 386
Bildnachweis:
- Der Apostel Petrus - Peter Paul Rubens um 1615
- Tour des Alpes - KI-generiert
- Der Apostel Paulus - Peter Paul Rubens um 1615