Am 15. Juni 2025
Wir begehen heute den Dreifaltigkeitssonntag. Wir glauben an einen Gott in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wie ist das zu verstehen? Die Lehre vom dreifaltigen Gott ist der Versuch, zu deuten, was Menschen erlebt haben. Menschen betrachten die Welt. Sie staunen. Wie schön alles ist! Das kann kein Zufall sein. Das muss sich einer ausgedacht haben. Das muss einer geschaffen haben: Gott. Er ist der Schöpfer der Welt. Israeliten sind Sklaven in Ägypten. Sie werden brutal ausgebeutet und unterdrückt. Sie fliehen. Sie werden von Soldaten verfolgt. Eigentlich haben sie keine Chance. Da passiert das Wunder am Schilfmeer. Die Flüchtlinge können sich retten. Die Verfolger, schwer bewaffnet, kommen in den Fluten um. Die Geretteten sind sich sicher: Das war kein Zufall. Da hat Gott eingegriffen. Er hat uns gerettet. Gott greift ein. Er handelt in der Geschichte. Jahrhunderte später im Heiligen Land. Jesus von Nazareth tritt öffentlich auf. Er begeistert die Menschen. Er heilt Kranke. Er gibt Hungernden zu essen. Er erweckt sogar Tote zum Leben. Er erzählt von Gott, seinem Vater. Wie ein guter Vater sorgt Gott für uns, seine Kinder. Jesus stirbt am Kreuz. Nach drei Tagen erzählen seine Freunde: Wir haben ihn gesehen. Er lebt. 50 Tage später erzählen sie: Jesus hat uns seinen Heiligen Geist gesandt, seine Kraft von oben. Er begeistert uns. Wir können neu an ihn glauben. Wir können von ihm sprechen. Wir können so leben und so handeln wie er, begeistert von ihm. Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Lehre vom dreifaltigen Gott ist der Versuch, zu deuten, was Menschen erlebt haben und noch erleben. Eine wichtige Station bei diesem Versuch war das erste Ökumenische Konzil der Kirche. Es fand vor 1700 Jahren statt, im Jahr 325, in Nicäa, in der heutigen Türkei gelegen, in der Nähe von Istanbul. Die erste große Kirchenversammlung: Bischöfe und Theologen aus der ganzen Welt, einberufen vom römischen Kaiser Konstantin, abgehalten ganz in der Nähe seiner Residenz, Istanbul, Byzanz, Konstantinopolis, Konstantins-Stadt. Worum ging es auf dem Konzil? Es ging um die Frage: Wer ist Jesus Christus? Ein Mensch? Ein guter Mensch? Oder ist da mehr? Das Konzil lehrt: Jesus Christus ist Gottes Sohn, Gott von Gott, Licht vom Licht, eines Wesens mit dem Vater. Das Konzil von Nicäa definiert die beiden ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses: Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat … und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Das Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 fügt den dritten Artikel hinzu: Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten. Gott. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Göttliche Dreifaltigkeit. Sie ist im Letzten ein Geheimnis. Wir versuchen, uns diesem Geheimnis anzunähern, mit unserem Denken, mit unseren Worten, mehr noch mit unserem Tun.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
Bildnachweis:
- Konzil von Nicäa - WIKIPEDIA - CC BY-SA 3.0
- Hl. Dreifaltigkeit - Creative Commons Attribution 4.0 International license
- Haghia Sophia in Konstantinopel - WIKIPEDIA - CC BY-SA 3.0