Am 05. Mai 2024

leitartikel sw

EVANGELIUM: JOH 15,1-17

Wenn zwei zueinander finden, wenn sie feststellen: wir zwei, wir gehören zusammen, wenn die zwei beschließen: wir wollen das ganze Leben miteinander teilen, wir heiraten, dann gibt es sicher viele gute Gründe, die dafür sprechen. Ein Grund aber ist letztlich entscheidend. Das ist - die Liebe. Was ist das aber, Liebe? Eine Antwort auf diese Frage gibt uns Johannes, der Evangelist.

In der Tradition der Kirche ist er einer der zwölf Apostel. Für die Tradition der Kirche ist der Jünger, den Jesus liebte, der Lieblingsjünger. Beim letzten Abendmahl ruht er an der Seite des Herrn, ganz nahe bei Jesus. Er liegt ihm am Herzen. Johannes schreibt in seinem 1. Brief: Die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Die Liebe, sie kommt von Gott. Sie ist sein Geschenk an uns. Wer liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Im Johannesevangelium sagt Jesus: Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben. Liebe bedeutet: die Gebote halten. Welche Gebote sind das? Es sind die Gebote, die Gott seinem Volk und damit allen Menschen gegeben hat, die Zehn Gebote. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben, den Namen Gottes nicht missbrauchen, den Sabbat heiligen, Vater und Mutter ehren, nicht morden, nicht die Ehe brechen, nicht stehlen, nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten, nicht nach dem verlangen, was dir nicht gehört. Es macht Sinn, diese Gebote zu beachten, damit alle Menschen gut leben können. Liebe bedeutet: die Gebote halten. Doch die Liebe will mehr. Jesus sagt im Johannesevangelium: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Liebe bedeutet: das eigene Leben hingeben für den anderen, für die andere. Wer liebt, der schaut nicht zuerst auf den eigenen Vorteil. Was bringt das mir? Wer liebt, der schaut auf den anderen, die andere. Was kann ich für sie tun? Was kann ich für ihn tun? Jesus fährt fort: Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt, und dass eure Frucht bleibt. Liebe bedeutet: Frucht bringen. Ehepaare werden Eltern. Sie schenken Kindern das Leben. Ein Kind ist unterwegs, ein Kind wird geboren. Eltern erfahren: Wie groß es ist, dieses Geheimnis des Lebens, wie wunderbar. Manche Ehepaare bekommen keine Kinder. Doch auch sie bringen Frucht. Sie sind füreinander da. Sie sind für andere da, für ihre Freunde, für ihre Arbeitskollegen, in einem Ehrenamt, auch bei uns in der Kirche. Sie opfern einen Teil ihrer kostbaren Freizeit, um bei uns mitzuarbeiten, in der Kirche, in der Gemeinde, nicht nur für sich selbst, sondern für andere, damit alle gut leben können. Liebe bringt Frucht. Das gilt auch für Menschen, die sagen: das Wichtigste in meinem Leben ist nicht eine eigene Familie, das Wichtigste für mich ist das Evangelium. Immer mit Jesus verbunden sein, das ist mein Lebensplan. Reich Gottes, Himmelreich. Gott will, dass alle gut leben können, schon hier und jetzt und darüber hinaus. Dafür will ich leben. Dafür will ich alles geben, dass alle Menschen erfahren: Gott ist für mich da, er ist für uns alle da. Mit ihm bin ich verbunden, mit Jesus bin ich verbunden, so wie Johannes, der Lieblingsjünger. Beim Abendmahl ruht er an der Seite seines Herrn, der sein bester Freund ist. Er liegt ihm am Herzen. Er, Jesus, sagt es mir, er sagt es uns allen: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Dies trage ich euch auf: Liebt einander!


Pfarrer Dr. Bernhard Lackner