Am 24. August 2025

gott sw

 
Es gibt Menschen, die an Gott glauben. Es gibt Menschen, die nicht an Gott glauben, Atheisten. Ludwig Feuerbach sagt: Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild. Karl Marx: Religion ist das Opium des Volkes. Albert Camus: Wenn unschuldige Menschen leiden, kann es keinen guten und allmächtigen Gott geben. Davon war schon die Rede, an den vergangenen Sonntagen. Auch heute beschäftigt uns ein Argument, das für die Nichtexistenz Gottes spricht. Wir finden es bei Jean-Paul Sartre, Philosoph und Schriftsteller, Vertreter des Existenzialismus. Worum geht es? Sartre geht, wie alle Existenzialisten, von der Existenz des Menschen aus, was er erlebt, was er erfährt. Der Mensch erlebt sich als frei. E kann denken, was er will. Niemand kann ihn daran hindern. Er kann tun und lassen, was er will. Er ist zur Freiheit verdammt. Das ist so. Freiheit ist die zentrale Erfahrung des Menschen. Kann es da neben oder über dem Menschen noch einen Gott geben, der allmächtig ist? Allmächtig bedeutet ja: Gott kann alles bestimmen und er tut es auch. Ein Gott, der allmächtig ist, und der Mensch, der sich als absolut frei erfährt, diese beiden Gedanken passen logisch nicht zusammen. Sie schließen einander aus. Da die menschliche Erfahrung von Freiheit aber eine Tatsache ist, kann es keinen allmächtigen Gott geben. Also existiert Gott nicht. Was ist davon zu halten? Wie können wir damit umgehen? Woher kommt denn die Freiheit, die alle Menschen erfahren? Unser Jahresthema kann uns weiterhelfen: Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium. Wie lautet das Evangelium? Viele sagen: Die wichtigste Geschichte im Neuen Testament, ja in der ganzen Bibel, ist das Gleichnis vom Verlorenen Sohn und vom Barmherzigen Vater. Ein Vater hat zwei Söhne. Der jüngere sagt: Alter, ich ziehe aus. Gib mir mein Erbe, das mir zusteht. Der Vater lässt ihn gehen und er gibt ihm die Hälfte des elterlichen Vermögens mit. Der Vater schenkt seinem Sohn die Freiheit und er stattet ihn mit allem aus, was er braucht, um als freier Mensch zu leben. Der Sohn geht weg. Er führt sein eigenes Leben in vollkommener Freiheit und er stürzt ab. Er verliert alles. Er kehrt nach Hause zurück, reumütig. Sein Vater nimmt ihn wieder bei sich auf, freut sich, verzeiht alle Fehler. Ein Fest wird gefeiert. Das kennen Eltern: Ihre Kinder werden erwachsen. Eltern schenken ihren Kindern die Freiheit, Schritt für Schritt, und sie geben ihren Kindern alles mit, was diese zu einem Leben in Freiheit brauchen, nicht nur Geld, Vermögen, sondern viele andere Schätze, eine gute Erziehung, eine gute Schulbildung, Kenntnisse, Fähigkeiten. Vor allem aber geben Eltern ihren Kindern Vertrauen mit und Glauben. Wir sind immer für dich da, egal was passiert. Du kannst immer nach Hause kommen. Unsere Tür steht immer offen für dich. Gott ist immer für dich da, egal was passiert. Seine Tür steht immer offen für dich. Das kennen wir, wenn wir an Gott glauben. Er schenkt mir die Freiheit. Ich kann denken, was ich will. Er hindert mich nicht daran. Ich kann tun und lassen, was ich will. Er hindert mich nicht daran. Sogar, wenn ich Fehler mache, wenn ich abstürze, dann weiß ich: Ich darf zu ihm zurückkehren. Seine Tür steht immer offen für mich. Er ist immer für mich da. Freiheit ist für uns Christen immer geschenkte Freiheit, von Gott geschenkte Freiheit. Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner 

 

Bildnachweis
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  • Der verlorene Sohn, verm. Leonart Kroes, flämischer Maler um 1550 - WIKIMEDIA Creative Commons Attribution 3.0
  • Grab von Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir - WIKIMEDIA Creative Commons Attribution 3.0