Am 17. August 2025
Es gibt Menschen, die an Gott glauben. Es gibt Menschen, die nicht an Gott glauben, Atheisten. Gott existiert nicht, sagen sie. Wie begründen sie da? Der Philosoph Ludwig Feuerbach sagt: Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild. Gott existiert nur in der Phantasie der Menschen, also nicht wirklich. Karl Marx sagt: Religion ist das Opium des Volkes. Durch Religion werden Menschen betäubt, ruhiggestellt, damit sie nicht für ihre Rechte kämpfen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Die Basis bestimmt den Überbau. Marx und Feuerbach, davon war schon die Rede, an den vergangenen Sonntagen. Heute betrachten wir ein weiteres Argument, das gegen die Existenz Gottes spricht. Formuliert hat es unter anderem Albert Camus, Schriftsteller und Philosoph, Vertreter des französischen Existenzialismus. Worum geht es? Menschen leiden unter Gewalt und Krieg, unter Naturkatastrophen, unter Armut und Hunger, unter Krankheit und Tod. Menschen leiden unendlich und das Schlimmste dabei ist: Viele sind gar nicht selbst schuld an ihrem Leiden. Wie kann Gott das zulassen, dass unschuldige Menschen leiden? Gott ist doch allmächtig und gut. Angesichts des Leids unschuldiger Menschen kann es einen Gott, der zugleich allmächtig und gut ist, nicht geben. Entweder will er das Leid beenden, er kann es aber nicht. Dann ist er zwar gut, aber nicht allmächtig. Oder er kann das Leid beenden, er will es aber nicht. Dann ist er zwar allmächtig, aber nicht gut. Er schaut dem Leiden tatenlos zu. Er lässt es zu. Das wäre geradezu zynisch. Wenn Menschen unschuldig leiden, kann es Gott nicht geben, der zugleich allmächtig und gut ist. Gott existiert nicht. Was ist dazu zu sagen? Das Argument, Philosophen und Theologen sprechen vom Theodizee-Argument, hat großes Gewicht. Es kann nicht einfach widerlegt werden. Die Theologie zeigt uns aber einen Weg, auf dem wir weiterdenken können. Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium. Wie lautet das Evangelium, die frohe Botschaft? Gott geht am Leiden unschuldiger Menschen nicht achtlos vorbei. Er hält sich nicht in der Distanz. Er schaut nicht zu, tatenlos oder sogar zynisch. Nein, er greift ein. Er begibt sich selbst hinein in das Leiden der Menschen, in das Leiden der unschuldigen Menschen. Er wird Mensch, Er wird einer von uns, in seinem Sohn, in Jesus Christus. Er tut den Menschen Gutes. Er heilt Kranke. Er gibt Hungernden zu essen. Er schenkt Vergebung und Versöhnung. Er ist selbst ohne jede Schuld und wird doch zum Tod verurteilt, zu einem grausamen Tod. Er leidet und er stirbt am Kreuz, wie ein Verbrecher. Er ist immer bei den Menschen, die an den Rand gedrängt sind, bei denen, die leiden müssen. Er ist der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllern und der Sünder. Er ist bei uns Menschen, in den guten und in den schlechten Zeiten. Lasst uns auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender unseres Glaubens. Er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. So steht es im Hebräerbrief, in der Bibel. Wir haben die Stelle in der Lesung gehört. Lasst uns auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender unseres Glaubens. Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium. Gott ist immer größer als unser Denken. Wir können ihn nie ganz verstehen. Wir können uns ihm nur annähern oder noch besser: Er nähert sind uns an. Er ist bei uns, in den guten und in den schlechten Zeiten. Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
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