leitartikel sw

Am 1. Adventssonntag beginnt das neue Kirchenjahr. In unseren beiden Kirchengemeinden St. Josef in Jungingen und Zum Guten Hirten in Böfingen geben wir uns jedes Jahr ein Jahresthema. In diesem Jahr lautet es: Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dieses Wort geht auf Alfred Delp zurück. Bei ihm heißt es: Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Wer war Alfred Delp? Er war Theologe. Jesuit. Er war im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet. Am 2. Februar 1945 wurde er hingerichtet. Ermordet. Der 2. Februar ist das Fest Mariä Lichtmess. Darstellung des Herrn. 40 Tage nach der Geburt bringen Maria und Josef das Jesuskind nach Jerusalem in den Tempel, um es dem Herrn zu weihen, so wie es das Gesetz vorschreibt. Im freudenreichen Rosenkranz beten wir: Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast. Jesus im Tempel aufgeopfert. Alfred Delp, der Priester, der Jesuit, er folgt Jesus nach. Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Dieses Wort schrieb Alfred Delp an Weihnachten 1944 im Gefängnis mit gefesselten Händen. Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Das war das Leitwort des 88. Deutschen Katholikentags 1984 in München. Wir haben uns entschieden, dieses Wort ein wenig zu verändern: Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Er lebt das Leben erst einmal mit jedem einzelnen und jeder einzelnen von uns. Er wohnt im Herzen eines jeden Menschen. Da ist er uns ganz nahe. Dort können wir seine Stimme hören. Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Dieses Wort begleitet uns in einer Zeit, die keine leichte ist, in einer Welt, die in vielen Bereichen aus den Fugen geraten ist. Menschen leiden unter Hunger und Armut, unter Gewalt und Krieg. Viele fliehen deshalb aus ihrer Heimat auf gefährlichen Wegen über das Meer. Viele sterben auf diesem Weg. Kinder. Frauen. Männer. Geflüchtete kommen zu uns. Wir wollen ihnen helfen. Aber wir kommen an Grenzen. Wie können wir helfen? Wer kann helfen? Kann der helfen, dessen Kommen wir jetzt im Advent erwarten? Kann das Kind helfen, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern? Jedes Jahr? Gott selbst kommt zu uns, in unsere Welt, auch in die Dunkelheiten dieser Welt. Wir können dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner